Spätromantische Klavierquintette
„...man hat nur zwei Hände, und unsere zehn Finger sind nicht imstande, alle Möglichkeiten auszunützen“, äußerte Frank Martin (1890-1974) seinerzeit über die Unzulänglichkeit des Klaviers. Etwas anders sehen es die Musikerinnen und Musiker des Armida Quartetts und der Pianist Martin Klett: Das Klavier sei, genau wie das Streichquartett „eine in sich perfekte Einheit“, so der Pianist. Und genau in der Eigenständigkeit der beiden Klangkörper liege der Reiz des Genres Klavierquintett, – für Klett die „perfekte kammermusikalische Besetzung“, denn „gemeinsam steht ihnen ein so großes klangliches Spektrum zur Verfügung, dass alle kammermusikalischen, aber auch alle orchestralen Qualitäten zur Geltung kommen: Von intimsten Klangfarben bis zu großer sinfonischer Dichte!“ In diesem Sinn kosten die Musikerinnen und Musiker alle Nuancen des Klangkörpers aus und profilieren dabei die beiden Persönlichkeiten Frank Martin und César Franck (1822-1890), die sich der Gattung auf ganz unterschiedliche Weise nähern. Für Martin war der zwei Generationen ältere Franck ein wichtiger Lehrmeister, „der erste Musiker, […] der mir dazu verhalf, mich von der klassischen Musik loszulösen“, so Martin im Rückblick. Vor allem in seinem Frühwerk, dem das 1919 entstandene Klavierquintett zuzurechnen ist, wird Francks Erbe mindestens ebenso spürbar wie das „klassische“. Was klassisch für den „Außenseiter der neuen Musik“ in diesem Zusammenhang bedeutete, äußerte er unmissverständlich: „J’étais dans Bach, encore dans Bach et dans Bach toujours...“ („Ich hatte den Kopf voll mit Bach, nochmal mit Bach und immernoch mit Bach.“)
(Auszug aus dem Booklettext von Meike Pfister)